Ayurveda- das Wissen vom Leben

AYURVEDA stammt aus dem Sanskrit, wobei „AYUS“ (auch als AYUH bekannt) die Lebenszeit oder das Leben bedeutet und VEDA das Wissen oder die Erkenntnis bedeutet (SANSKRIT: आयुर्वेद). Zusammengenommen übersetzt sich AYURVEDA als «das Wissen vom Leben», «die Wissenschaft vom langen Leben» oder auch «das Erkennen des Wissens in der Lebenszeit».

AYURVEDA ist ein traditionelles indisches Naturheilsystem, welches die ursachbezogene Behandlung betont, den Patienten als ganzheitliches Individuum wahrnimmt und ihn eigenverantwortlich in seinen Heilungsprozess bindet. Ziel ist die Gesundheit des Gesunden zu erhalten und die Krankheiten des Kranken zu heilen.

AYURVEDA wird in Europa als traditionelles Medizinsystem im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt.

Gutes und schlechtes Leben, glückliches und unglückliches Leben, das was dem Leben (oder anderen Lebewesen) zu- bzw. abträglich ist; das Mass des Lebens und seiner Komponenten, und das Leben selbst- wo all dies erklärt wird, das nennt man AYURVEDA. (CHARAKA SAMHITA)

AYURVEDA basiert auf ganzheitlichem Denken und berührt jeden Aspekt des Lebens, von der Empfängnis bis zum Begräbnis. Der Mensch ist der Mikrokosmos und ein Abbild des Universums, welches den Makrokosmos darstellt und es empfiehlt sich einen für den Menschen angemessenen Lebensstil, der diesen Gesetzten fusst. Das ideale Medikament definiert AYURVEDA als ein Mittel, das in der Lage ist, Krankheiten zu beseitigen, ohne neue hervorzurufen.

AYURVEDA erklärt die Prävention vor Krankheiten, die Ganzheitliche Heilung und die Bewusstseinsentfaltung.

Die 8 Fachrichtungen – Ashtanga Ayurveda

Ayurveda gliedert sich traditionell in acht medizinische Hauptbereiche:

  1. Kayachikitsa – Innere Medizin: Schwerpunkt liegt auf der Behandlung innerer Erkrankungen durch Regulierung des Verdauungsfeuers (Agni).
  2. Shalya Tantra – Chirurgie: Alte operative Techniken, viele davon von Sushruta beschrieben, gelten als Vorläufer moderner chirurgischer Methoden.
  3. Shalakya Tantra – Hals-Nasen-Ohren- und Augenheilkunde: Behandlungen mit feinen Instrumenten zur Diagnose und Therapie der Sinnesorgane.
  4. Kaumara Bhritya (Bala Chikitsa) – Kinderheilkunde: Umfasst Pflege, Ernährung und Entwicklung von Neugeborenen bis Jugendlichen.
  5. Agad Tantra – Toxikologie: Umgang mit natürlichen Giften, Tierbissen und modernen Vergiftungen, ergänzt durch forensische Medizin.
  6. Bhuta Vidya – Psychische Gesundheit: Behandlung von geistigen und psychosomatischen Erkrankungen, auch jenseits moderner Schulmedizin.
  7. Rasayana – Verjüngung & Regeneration: Kräuter und Therapien zur Förderung von Vitalität, Immunität und Langlebigkeit.
  8. Vajikarana – Reproduktionsmedizin & Aphrodisiaka: Stärkung der Fortpflanzungskraft und Lebensfreude.

Ursprung - Die Wurzeln der Ayurveda-Heilkunde

Ayurveda gehört zu den ältesten spirituell überlieferten Weisheiten der Heilung, Prävention und Langlebigkeit und ist Teil einer universellen spirituellen Tradition. Entstanden in der vedischen Hochkultur des alten Indien, ist Ayurveda das älteste überlieferte ganzheitliche Gesundheitssystem der Welt. Die Weisheiten des Ayurveda wurden in alt-sanskritischen Texten verfasst und umfassen Sutras – Hymnen, Verse oder Formeln, die hochkonzentriertes Wissen über das Leben enthalten. Diese Texte erklären die Entwicklung der genetischen Anordnung von Atomen und Molekülen und bieten detaillierte Informationen zu den Prinzipien des Lebens.

Es gibt insgesamt vier Veden:

  1. Rig Veda – Die älteste und bekannteste Sammlung von Hymnen, die das Wissen über den Kosmos und die Natur enthalten. Sie umfasst auch die drei Konstitutionen des Körpers und enthält 10.572 Hymnen, in denen grundlegende ayurvedische Prinzipien behandelt werden.
  2. Yajur Veda – Bezieht sich auf das Wissen über Rituale und Opfer, die zur Verwirklichung der göttlichen Ordnung und Heilung dienen.
  3. Sama Veda – Besteht vor allem aus musikalischen Hymnen und Gesängen, die als Bestandteil von Heilungsritualen und Meditationen dienen.
  4. Atharva Veda – Enthält Weisheiten und medizinisches Wissen, einschließlich praktischer Heiltechniken, auch zu chirurgischen und spirituellen Heilmethoden. Sie ist besonders für die Anwendung von Kräutern und magischen Ritualen bekannt und spielt eine zentrale Rolle in der Heilkunst und der Prävention von Krankheiten.

Die Rig Veda enthält insgesamt 10.572 Hymnen und behandelt unter anderem die drei Konstitutionen des Körpers, Organsysteme und die Heilung von Erkrankungen. Die Atharva Veda umfasst 5.977 Hymnen und beschreibt detailliert die Anwendung von Heilkräutern, Medizin und auch spirituellen Heilmethoden. Sie ist eine der Veden, die stärker auf magische und rituelle Aspekte eingeht und ein umfangreiches Wissen zu physiologischen und metaphysischen Themen bietet.

In den Veden wird Ayurveda von Rishis – Weisen, die durch Meditation und höhere Bewusstseinserweiterung Wissen direkt aus einer göttlichen Quelle empfangen – weitergegeben. Diese Texte wurden mündlich überliefert und später schriftlich festgehalten, wobei sie sowohl Aspekte des physischen Lebens als auch der Spiritualität vereinen.

Der Ursprung der Ayurveda-Schriften reicht bis etwa 800 v. Chr. zurück, als die ersten umfassenden Texte wie die Charaka Samhita, die Sushruta Samhita und das Ashtanga Hridayam verfasst wurden. Diese Texte bilden die Grundlage für das gesamte System der ayurvedischen Medizin und beinhalten wichtige Prinzipien zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten, Anatomie, Pathologie, Chirurgie sowie Diät und Lebensweise. 

Besonders bedeutend ist die Charaka Samhita, die von Charaka, einem Schüler des legendären Dhanvantri, verfasst wurde.

Ayurveda wurde in vielen klassischen Texten wie der Charaka Samhita und der Sushruta Samhita dokumentiert, die bis heute das Fundament der Ayurveda-Wissenschaft bilden.

Dhanvantri – Der Gott von Ayurveda

Dhanvantri gilt als der Gott des Ayurveda und als der höchste Arzt unter den Göttern. In den alten Schriften und Puranas wird er als Avatar von Vishnu verehrt. Der Ursprung von Dhanvantri ist eng mit der mythologischen Geschichte des "Ksheera Sagara Manthan" (das Wirbeln des Milchmeeres) verbunden, in dem Dhanvantri zusammen mit dem Nektar der Unsterblichkeit (Amrita) aus dem Meer auftauchte.

In dieser Legende ist der Hintergrund des Wirbelns des Milchmeeres die Suche nach dem Nektar der Unsterblichkeit, der die Götter und Dämonen gleichermaßen begeisterte. Diese Suche war jedoch nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine materielle Bestrebung, die mit den vier Purusharthas verbunden war. Die Purusharthas sind die vier Hauptziele des Lebens in der indischen Philosophie, die die Grundlage für das Streben nach einem erfüllten und harmonischen Leben bilden:

  1. Dharma – Lebensordnung, ethische Verantwortung und moralisches Handeln
  2. Kama – Vergnügen und sinnliche Erfüllung
  3. Artha – Wohlstand und materielle Erfüllung
  4. Moksha – Befreiung, spirituelle Erleuchtung und Befreiung von der Wiedergeburt

Diese vier Ziele sind es, die den tiefen Sinn des Lebens ausmachen und als Leitfaden für das Handeln im Leben dienen. Sie spiegeln das Bestreben der Götter und Dämonen wider, das Amrita zu erlangen, das nicht nur Unsterblichkeit verleiht, sondern auch das Gleichgewicht zwischen weltlichen und spirituellen Zielen fördert.

Im Ksheera Sagara Manthan kam Dhanvantri mit dem Amrita und weiteren heiligen Symbolen wie dem Muschelhorn (Shankha), dem Blutegel (Jalouka) und dem Chakra hervor. Diese Symbole repräsentieren die Essenz des Lebens, Heilung und die universelle Energie.

In den Veden wird beschrieben, wie das Wissen über Ayurveda durch göttliche Offenbarungen und Meditation zu den Weisen auf die Erde kam. Die Weisen erhielten das Wissen von Brahma, dem Schöpfer des Universums, und lehrten es den Menschen, um Gesundheit und Langlebigkeit zu fördern. Dhanvantri, als einer der ersten und bedeutendsten Lehrer, gab dieses Wissen an die Menschen weiter. 

Ayurveda wurde in vielen klassischen Texten wie der Charaka Samhita und der Sushruta Samhita dokumentiert, die bis heute das Fundament der Ayurveda-Wissenschaft bilden.

Die legendäre Rolle von Dhanvantri und sein Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung des Ayurveda-Wissens machen ihn zu einer zentralen Figur in der ayurvedischen Tradition. Durch seine göttliche Verbindung zur Heilkunst hat Ayurveda eine spirituelle Tiefe, die weit über blosse medizinische Praktiken hinausgeht.

Gesundheit

Das menschliche Leben wird im Ayurveda als eine Einheit von Seele (Atma), Geist (Manah) und Körper (Sarira) betrachtet:

Seele, Geist und Körper, diese Drei sind wie ein Dreifuss, die Welt wird durch ihre Kombination erhalten, sie bilden das Substrat für jedes Wesen (Charaka Samhita)

Die Seele (Ātma) ist das absolute Bewusstsein (Cetana), das dem Geist und Körper bewusste Existenz verleiht. Ihre Essenz ist SAT–CHIT–ANANDA, was „Wahrheit, Bewusstsein und Glückseligkeit“ bedeutet. Die Seele ist somit die einzige Echtheit in uns, sie ermöglicht es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erkennen und ist die Zeugin allen bewussten Erlebens.

Die Seele befindet sich in einem nahezu endlosen Kreislauf von Wiedergeburten (Samsara), da sie in Verbindung mit dem Geist – als Jivatma, an weltliche Wünsche und Begierden des Egos gebunden ist. Erst durch das Nicht-Anhaften an diese Begierden kann sich die Seele befreien – ein Zustand, der im Ayurveda als Moksa (Befreiung) bezeichnet wird.

Jeder Mensch bringt von Geburt an bestimmte Besonderheiten mit, auf die im Ayurveda individuell eingegangen wird. Diese individuellen Eigenschaften können zu Disharmonien führen – das Ziel ist es, sie auszugleichen, um Gesundheit herzustellen.

Gesundheit wird im Ayurveda als Svastha beschrieben, was so viel bedeutet wie: Im Selbst verweilend oder dem Selbst nahe sein.
Ein gesunder Mensch lebt somit im Einklang mit seiner wahren Natur – körperlich, geistig und seelisch.

Konstitution (Prakriti)

Durch das Erkennen der eigenen Konstitution (Prakriti) können wir unsere körperlichen und geistigen Funktionen regulieren, um unser Selbst zu aktivieren. Das Selbst ermöglicht uns einen gesunden, ganzheitlichen Austausch mit dem Universum.

Die Prakriti verändert sich nie – sie wird jedoch vor der Geburt geprägt durch:

  • genetische Faktoren,
  • die Zeit der Empfängnis,
  • die Atmosphäre im Uterus,
  • die Ernährung der Mutter,

sowie durch die Zusammensetzung der fünf Elemente.

Nach der Geburt wird die Prakriti durch Umwelteinflüsse wie Familie, Kultur, Gesellschaft, soziales Umfeld und Alter beeinflusst.

Um die ursprüngliche Konstitution möglichst genau zu bestimmen, geht man von einem Zeitpunkt aus, an dem der Mensch noch nicht durch äussere Einflüsse gestört wurde.

Die 3 Dosas

Die fünf Elemente (Raum, Luft, Feuer, Wasser, Erde) manifestieren sich im menschlichen Körper als drei energetische Wirkungsprinzipien, die sogenannten Dosas:

  • VATA entsteht aus Raum und Luft,
  • PITTA aus Feuer,
  • KAPHA aus Wasser und Erde.

Diese Dosas bestimmen die körperlichen und psychischen Verbindungen, sie sind die Träger von Gesundheit oder Krankheit.

Jeder Mensch besitzt alle drei Doshas, jedoch in individueller Zusammensetzung (Prakriti). Neben körperlichen Eigenschaften fliessen auch mentale Aspekte, Vorlieben, Fähigkeiten und Neigungen mit ein.

Es gibt daher zwei Ebenen der Konstitution:

  • Deha Prakriti – die körperliche Konstitution
  • Manasa Prakriti – die geistige/mentale Konstitution

Bei der mentalen oder geistigen Konstitution sind die 3 GUNAS von Bedeutung, sie bestimmen, wie wir uns gegenüber den verschiedenen Eindrücken geistig verhalten und entwickeln. 

  • Sattva – Klarheit, Reinheit, Weisheit
  • Rajas – Aktivität, Leidenschaft
  • Tamas – Trägheit, Dunkelheit

Die körperlichen und mentalen Qualitäten sind ebenfalls miteinander verbunden. 

  • Sattva ↔ Vata
  • Rajas ↔ Pitta
  • Tamas ↔ Kapha

VIKRITI – DAS GESTÖRTE GLEICHGEWICHT

Wird das Gleichgewicht der ursprünglichen Konstitution gestört, spricht man von Vikriti. Diese Störung kann, noch bevor sie zu Symptomen führt, erkannt und korrigiert werden. Ayurveda zielt darauf ab, dieses Gleichgewicht bewusst und frühzeitig wiederherzustellen.

Aufbau des menschlichen Körpers

Der menschliche Körper wird im Ayurveda neben den drei Doshas durch vier grundlegende Konzepte aufgebaut: Dhatus, Upadhatus, Malas, Srotas

  • Dhatus sind die sieben essenziellen Gewebe des Körpers. Sie umfassen:
  1. Rasa (Plasma)
  2. Rakta (Blut)
  3. Mamsa (Muskelgewebe)
  4. Meda (Fettgewebe)
  5. Asthi (Knochen)
  6. Majja (Knochenmark / Gehirn)
  7. Shukra (männliches Fortpflanzungsgewebe)
  • Upadhatus sind die sieben sekundären oder unterstützenden Gewebe: Muttermilch, das weibliche Fortpflanzungsgewebe, Blutgefässe, Sehnen, Haut, Muskelfett und Nervengewebe/Bänder.
  • Srotas sind die feinstofflichen Transportkanäle oder Hohlräume im Körper, durch welche Nährstoffe, Abfallstoffe, Energie und Bewusstsein zirkulieren.
  • Malas sind die Abfallprodukte des Körpers: Urin, Stuhl, Schweiß und weitere Ausscheidungen, die regelmäßig ausgeschieden werden müssen, um Gesundheit zu erhalten.

Ein entscheidender Faktor für den Zustand dieser Gewebe und die Entstehung von Ojas ist das Verdauungsfeuer oder Agni. Agni ist verantwortlich für die Umwandlung der Nahrung in Energie und Gewebe. Der Prozess der Gewebsumwandlung (Dhatu Parinama) führt schliesslich zur Entstehung von Ojas, der Essenz des Lebens, die aus der optimalen Verdauung und dem effizienten Stoffwechsel der Nahrungsmittel hervorgeht. Ojas wird als die Substanz beschrieben, die das allgemeine Wohlbefinden, die Immunität und die Lebensenergie fördert. Es ist der „Lebenssaft“ des Körpers und wird als Quelle von Vitalität, geistiger Klarheit und emotionaler Stabilität betrachtet. Wenn Ojas im Körper im Gleichgewicht ist, stärkt es sowohl den Körper als auch den Geist und schützt vor Krankheiten.

Ernährung und Agni

Gesunde Ernährung verleiht dem Menschen:

  • schöne, klare Haut
  • bessere Konzentrationsfähigkeit
  • einen optimierten Verstand
  • einen starken Willen
  • ausgeprägte Körperkraft
  • optimale Ausdauer

Gesunde Nahrung sollte möglichst rein (SATTVA) sein und folgende Eigenschaften besitzen:

  • eine angenehme Farbe
  • einen guten Geschmack (Rasa)
  • einen feinen Geruch
  • eine sympathische Textur
  • frisch und mit viel Liebe zubereitet
  • von hoher Qualität und gesundheitsfördernd

Die Nahrung sollte den Körper schnell in die Gewebe umwandeln und die Doshas ausgleichen. Auch die Atmosphäre während des Essens spielt eine grosse Rolle. Nur mit einem ruhigen Geist können wir bewusst Nahrung aufnehmen.

Im Ayurveda wird gesagt, dass 100 % der Erkrankungen folgendermassen behandelt werden:

  • 40 % durch Ernährung
  • 40 % durch Ernährung zusammen mit Kräutern/Medikamenten
  • 20 % durch eine Kombination aus Ernährung, Kräutern/Medikamenten und betreuten Therapien

Das Ziel der Ayurveda-Ernährung und -Medizin ist, die Dosas in ein zueinander passendes und ausgeglichenes Verhältnis zu bringen. Dadurch wird die Lebensenergie (Prana) freigesetzt, die für den Zellaufbau und die Vitalisierung des gesamten Organismus zugänglich gemacht wird.

Gesundheit ist das Gleichgewicht der körperlichen und mentalen Kräfte sowie der Belastungsfähigkeit, welches durch gesunde, ausgeglichene Ernährung (Pathya) gefördert wird.

Der individuelle Stoffwechsel (Agni), die Konstitution (Prakriti), die Herkunft, die Lebensweise und die äusseren Umstände bestimmen die Angemessenheit einer gesunden Ernährungsweise.

Ungesunde Ernährung (Apatha) führt zu:

  • körperlichen Beschwerden
  • energetischen Störungen wie Trägheit, Depressionen, Konzentrationsschwäche und Nervosität

Das Verdauungsfeuer wird durch Schlacken (Ama) oder ungesunde Nahrung gestört, was zu Krankheiten führt. Dadurch wird die Vitalessenz (Ojas) blockiert, was die Gewebefunktionen und die Energieumwandlung im Körper negativ beeinflusst.

Verschiedene Zustände des Agni:

  • SAMAGNI: Ein ausgeglichenes, gesundes Verdauungsfeuer.
  • VISMAGNI: Ein gestörtes Agni, das wechselhaft ist und entweder erhöht oder verringert sein kann, wodurch AMA (Schlacken) in den SROTAS (Transportkanälen) entstehen kann.
  • TIKSNAGNI: Ein zu starkes Agni, das durch das heiße PITTA überreizt wird und zu einer Verbrennung der Gewebe führt, sodass diese nicht mehr genährt werden können.
  • MANDAGNI: Ein zu schwaches Agni, das durch das kühle und nasse KAPHA geschwächt wird und den Stoffwechsel ineffizient macht, was zur Ansammlung von AMA führt.

Durch falsche Ernährung und Lebensweise beeinträchtigen wir das Verdauungsfeuer und stauen Schlacken in unserem System an. Um Krankheiten zu vermeiden, ist es notwendig:

  • sich von Schlacken zu befreien
  • dem Körper eine Regenerationsphase zu gönnen, um eine Krankheit nicht manifestieren und zu chronischen Symptomen entwickeln zu lassen

Ojas und Soma: Die Essenz des Lebens

Ojas ist das Endprodukt der Gewebsumwandlung im Ayurveda und verantwortlich für die allgemeine Vitalität, Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und geistige Klarheit. Es wird als die höchste Essenz des Körpers betrachtet, die vom Menschen direkt nach der Geburt von der Mutter empfangen wird. Ojas stärkt die Gewebe und sorgt für das körperliche und geistige Wohlbefinden. 

Wenn Ojas zerstört wird, geht auch der Mensch zugrunde (Charaka Samhita).

Soma ist die feinstoffliche Essenz, die das Ojas nährt. Es steht in enger Verbindung mit Ojas und fördert die Bildung dieser Lebensenergie. Soma wird durch nährstoffreiche Nahrung, Meditation und Ruhe gefördert und hilft dabei, Ojas zu produzieren, was die Gesundheit und das Immunsystem stärkt.

Therapeutische Ansätze

Die intensivste Behandlung, Panchakarma, wird klassischerweise einmal jährlich durchgeführt, da sie eine tiefgehende Entgiftung und Regeneration des Körpers ermöglicht. Für den Alltag und zur Vorbeugung von Ungleichgewichten sind jedoch auch andere, sanftere Massnahmen hilfreich:

  • Gesunde Ernährung: Anpassung an die individuelle Dosha-Konstitution.
  • Kürzere Fastentage oder Fastenwochen (Langham): Fördern die Reinigung des Körpers.
  • Tägliche Reinigungsroutinen: Körperliche und geistige Hygiene (Dinacharya, Shat Karma).
  • Atemübungen (Pranayama): Regulieren die Atmung und harmonisieren Körper und Geist.
  • Geistestraining (Yoga und Meditation): Fördern das geistige Gleichgewicht.
  • Verbindung zur Natur: Unterstützt das allgemeine Wohlbefinden.

Diese Praktiken stärken nicht nur den Körper, sondern auch den Geist, und fördern das innere Gleichgewicht.

Medizinale Pflanzen spielen eine wichtige Rolle in der ayurvedischen Therapie. Ihre heilenden Eigenschaften werden individuell auf den Patienten und seine Dosa-Konstitution abgestimmt, um das Verdauungsfeuer (Agni), den Stoffwechsel und das Immunsystem zu unterstützen.

Ein sanftes Fastenprogramm (Langham) ist eine hervorragende Methode zur Prävention von Zivilisationskrankheiten, zur Unterstützung des Stoffwechsels und zur Bekämpfung von Allergien. Besonders im Frühling, wenn der Körper nach den Wintermonaten entgiften möchte, kann eine Fastenkur von 1 Tag bis zu einer Woche hilfreich sein.

Ein typisches Ayurveda-Fastenprogramm dauert etwa eine Woche und umfasst:

  • 1 Vorbereitungstag
  • 3 Fastentage
  • 3 Aufbautage

Zusätzliche Anwendungen zum Fastenprogramm können verschiedene ayurvedische Anwendungen wie Virechana (Abführbehandlung), Nasya (Nasentherapie), Basti (Reinigungseinläufe), Shirodhara (Ölkopfbehandlung) und Abhyanga (Ölmassage) angewendet werden. Diese Behandlungen helfen, die Doshas (Energien im Körper) wieder ins Gleichgewicht zu bringen, unterstützen die Entgiftung und fördern das allgemeine Wohlbefinden. Sie steigern die Blutzirkulation, entspannen die Muskulatur und wirken heilend auf Körper und Geist.

Zusammenfassend beinhalten ayurvedische Therapien:

  • Panchakarma: Intensive Entgiftungsbehandlung, einmal jährlich.
  • Langham (Fastenkuren): Sanfte Fastenmethoden zur Unterstützung des Körpers.
  • Dinacharya und Shat Karma: Tägliche Reinigungs- und Entgiftungsroutinen.
  • Pranayama: Atemübungen zur Harmonisierung von Körper und Geist.
  • Yoga und Meditation: Geistesübungen zur Förderung von Achtsamkeit und innerem Frieden.
  • Medizinale Pflanzen: Unterstützung der natürlichen Heilung durch Pflanzenheilkunde.
  • Ayurvedische Massagen und Anwendungen: Anpassung von Techniken wie Abhyanga, Shirodhara, Basti zur Förderung des Wohlbefindens.

In der Schweiz wird Ayurveda immer stärker als eigenständige Therapieform akzeptiert. Besonders durch die eidgenössische Ausbildung zum Heilpraktiker für Ayurveda haben immer mehr Menschen Zugang zu dieser wertvollen und ganzheitlichen Gesundheitsmethode. Ayurveda ist somit nicht nur eine komplementäre, sondern zunehmend eine anerkannte medizinische Praxis, die sowohl präventiv als auch therapeutisch eingesetzt wird.

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